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Web3 – Theorie eines demokratischen Internets

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08.11.2022

Das Web3 – nicht zu verwechseln mit dem Web 3.0 – sehen viele als segensreiche neue Version des Internets. Die meisten dürften allerdings nicht genau verstehen, was es sein soll – nicht zuletzt, weil die Einstiegshürden hoch sind. Eine richtige Definition gibt es aber sowieso noch nicht. Was soll es also?

Hauptsächlich soll das Web3 dem einzelnen Nutzer mehr Handhabe und Bestimmung über seine Daten einräumen.

User sollen das Web mitgestalten

Mit dem Web3 soll das Internet demokratischer und fairer werden. Nutzer sollen nicht mehr darauf vertrauen müssen, dass ihre Daten geschützt werden, sondern sie haben sie selbst in der Hand. Das bedeutet, dass Gatekeeper wie Facebook, Amazon und Co., also die großen Player im Netz, ihre Macht verlieren und jeder gleichberechtigt im Internet partizipieren kann. Der Datenschutz liefe dabei über eine Distributed-Ledger-Technologie. Die Daten wären also mit anderen Worten dezentral und würden nicht an einer Stelle gespeichert werden.

Das führt auch schon zu dem Kern des Ganzen. Ein Beispiel für Distributed Ledger ist die Blockchain-Technologie, auf der alle Daten und der gesamte Content des Web3 registriert werden würden. Ihm würde also die gleiche Struktur zugrunde liegen wie derzeit den Kryptowährungen oder NFTs. Dies wiederum würde für Nutzerinnen und Nutzer ganz neue Hürden darstellen: Nicht zuletzt bräuchten sie selbst eine neue technische Ausstattung. Und auch für Entwickler ist die Web3-Technologie derzeit eine Herausforderung.

Web3 derzeit zu anspruchsvoll

Sofern Technologien wie Blockchain nicht deutlich verschlankt und vereinfacht werden, bräuchten User zur Nutzung des Web3 unter anderem eine Krypto-Wallet, einen entsprechenden Browser, ein weitaus umfangreicheres Wissen über Technologien sowie eine tolerante Einstellung gegenüber sich ständig verändernden Gebühren. Man denke nur ein paar Jahre zurück, als das Web 2.0 den sogenannten „Silver Surfern“ verständlich gemacht werden sollte.

Internetmitbegründer wie Tim O’Reilly und Tim Berners-Lee stellen daher die Frage nach der Berechtigung eines Web3 in der Form, wie es derzeit beschrieben wird. Berners-Lee empfiehlt sogar, diese Version des Zukunftswebs zu ignorieren. Zwar ist er auch für die Datenselbstbestimmung der Nutzerinnen und Nutzer, allerdings setzt er dazu eher auf Open-Souce und User-eigene „Solid-Datenpods“, um Daten zu verwalten. (tl)