DSD-Blog

Schlägt die Digitalisierung eine Schneise der Arbeitslosigkeit?

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09.02.2018

Kaum ein Thema wird in Zeiten wie diesen so kontrovers diskutiert wie die Frage, ob die Digitalisierung zur Arbeitslosigkeit führt – und wenn ja, für wen und in welchem Maße. Während einige Medien ein Schreckensszenario zeichnen, beschwichtigen andere. Dafür bedient man sich gern diverser Umfragen und Statistiken.

Wer in einigen Jahrzehnten oder Jahrhunderten etwas Geschichtsforschung zu diesem Thema betreibt, dem wird der Arbeitslosigkeitsdiskurs womöglich beinahe drollig vorkommen.

Von der Überflüssigkeit des Menschen

Sieht man sich einige Zeitungen und Portale an, dann hat die ganze Debatte schon etwas von Goethes Zauberlehrling. Der hatte seinem Besen Leben eingehaucht, einfach, weil er es konnte und weil er zu faul zum Arbeiten war. Aber dann geriet alles außer Kontrolle, der Besen war nicht mehr zu stoppen. „Zu Hülf, zu Hülf, die Not ist groß, die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los.“

Mit Headlines wie „Der Mensch schafft sich ab“ (SZ) und „Jeder Zehnte bald arbeitslos“ (FAZ) schüren die Medien Angst und Schrecken, und natürlich sieht es innerhalb mancher Artikel nicht besser aus. So leitet der Focus in einem Beitrag mit dem Titel „Job-Hammer: Roboter ersetzen die Hälfte der deutschen Arbeitsplätze“ (als sei dies bereits heute schon Realität) jeden zweiten Absatz mit Phrasen ein wie „Schlimmer noch“ und „Der Alptraum“. Ein dystopisches Bild zeichnet sich ab, in dem wir von den Maschinen, die wir selbst geschaffen haben, abgeschafft werden. Und wir haben nicht mal einen Herrn und Meister, der das wieder in Ordnung bringt! Wobei ein deus ex machina für die Digitalisierung ja kein Problem sein sollte.

Schreck lass nach

Aber vielleicht brauchen wir den auch gar nicht. Vielleicht wird alles nicht so schrecklich. Immerhin können Umfragen und Statistiken auch anders interpretiert werden. So stellt die Zeit die Horrormeldung von der FAZ richtig, die sich auf eine Bitkom-Umfrage gestützt hat, nach der die Digitalisierung 3,4 Millionen Jobs in Deutschland frisst. In Wahrheit handelt es sich bei den Zahlen um Einschätzungen von Unternehmen, die allesamt pleite gehen müssten, um dieses Ausmaß der wegfallenden Jobs zu erreichen.

Außerdem ziehen solche Prognosen noch nicht in Betracht, dass durch die Digitalisierung auch Stellen geschaffen werden. Und selbst, wenn nicht, bleibt in vielen Fällen immer noch eine Umqualifizierung der Mitarbeiter, bevor das Leben auf der Straße droht.

Und am Ende steht auch jeder Dystopie eine Utopie gegenüber: Wer weniger arbeitet, hat mehr Zeit für schöne Dinge. Freiheit und „disposable time“ sind die Pro-Argumente für Digitalisierung auf der Wirtschaftsplattform Oxi. (tl)