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Rechte Portale: die neue Propaganda

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09.05.2019

Wie bereits vor knapp 100 Jahren haben auch heute die Rechten verstanden, wie wichtig die Nutzung modernster Medien für die eigene Ideologie ist – und das nicht nur vor Wahlen, sondern konstant. Ihr Netzwerk ist eng und gut organisiert. Die Maßnahmen der Propaganda 4.0 beeinflussen sogar klassische Medien.

Im Gegensatz zu anderen Parteien haben es die Rechten geschafft, sich im Netz einen Beliebtheitsstatus aufzubauen.

Propaganda: von sozialen zurück zu klassischen Medien

Rechte setzen auf Emotionen – das ist ein alter Hut. Die neuen Sozialen Medien sind daher geeigneter als jedes andere Medium oder jeder andere Verbreitungsweg, um die Massen zu mobilisieren. Dabei treten nicht nur Parteien in Erscheinung, sondern es werden auch Portale betrieben, die sich teilweise einen medienkritischen Anstrich geben, in Wahrheit aber rechte Hetze betreiben – beispielsweise das neutral klingende „Journalistenwatch“. Ihre Links verbreiten sie ebenfalls über Facebook, Twitter und Co.

Weil tendenziöse Links zu aktuellen Thematiken wie Flüchtlinge, Muslime und Antisemitismus mehr Emotionen hervorbringen, steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass diese häufiger verbreitet und kommentiert oder geliked werden. Daraus leiten die Algorithmen der Sozialen Netzwerke ab, dass der Inhalt besonders relevant ist und bevorzugt diese Themen.

Davon wiederum werden die klassischen Medien beeinflusst, die Themen nicht unbedingt bringen, weil sie relevant sind, sondern weil sie geklickt werden. Denn dadurch, dass der klassische Journalismus einem Wandel unterliegt und Online-Journalismus werbebasiert funktioniert, müssen sich Journalisten etwas einfallen lassen – und das geht teilweise auf Kosten der Berichterstattung und zugunsten des klickgetriebenen Journalismus.

Erfolgsfaktoren der Rechten

Dass das Vorgehen der Rechten auch generell gut in die Diskussionskultur im Netz passe, unterstreicht auch die Journalistin Ingrid Brodnig. Neben der Emotionalisierung der Inhalte – wobei negative Emotionen wie Wut immer noch am besten funktionieren – und der Nutzung der Sozialen Medien als Propaganda-Maschine nennt Brodnig noch die ständige Wiederholung als dritten Erfolgsfaktor der Neuen Rechten. Anstatt sich wie andere Politiker nur alle vier Jahre kurz vor der Wahl im Netz zu betätigen, haben Rechte schon längst verstanden, wie wichtig es ist, kontinuierlich aktiv zu sein.

Nachdem die populistischen und hetzerischen Inhalte verbreitet wurden, müssen die Rechten quasi nur noch die Mechanismen der Technik und der Masse für sich arbeiten lassen. Nicht nur, aber vor allem in Wahlzeiten sollte man bei Online-Inhalten daher besonders kritisch hinterfragen, wer dahinterstecken könnte. (tl)