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Paradigmenwechsel in der Kunst: digitale Räume

Beitrag von

27.09.2019

Die Kunst ist im Zeitalter der Digitalisierung nicht mehr dieselbe. Das betrifft aber nicht nur digital erstellte Werke oder gar solche, die von Robotern kreiert wurden. Die neuen Medien und Distributionswege haben ebenfalls einen entscheidenden Einfluss auf die Kunst und das Kunstverständnis.

Letztendlich hat Kunst, wie jedes Medium, die Aufgabe, sich in der Zeit der Digitalisierung neu aufzustellen.

Neue Stellung der Kunst

Kunst wird auf eine neue Meta-Ebene gehoben. Genauso wie sie heutzutage mit digitalen Medien erschaffen werden kann, kann sie auch die digitalisierte Welt abbilden und erfahrbar machen. Doch was bedeutet das für die Welt der Kunst? Verschiedene Schlagworte spielen hier eine Rolle – insbesondere Reproduzierbarkeit beziehungsweise Einmaligkeit, Werkzeug sowie Verfügbarkeit.

Verfügbarkeit vs. Wert

„Wenn alles immer und überall verfügbar ist, was für einen Wert hat es dann noch?“ So ein häufiges Argument von Nostalgikern. Und wir kennen es alle: Es war aufregend, wenn endlich der neue Song der Lieblingsband im Radio oder Fernsehen lief. Denn das waren die einzigen Möglichkeiten, ihn vor Erscheinen oder Albumkauf zu hören.

Dem lässt sich entgegensetzen, dass „die Allverfügbarkeit“ die Kunst nicht wertlos macht, „sondern wesentlicher Teil ihres Konzepts ist.“ Auch kommt es heute auf den Rahmen und den Kontext an, in dem Kunst konsumiert wird. Dadurch, dass man jederzeit selbst entscheiden kann, wann und wo man ein Lied hört oder ein Bild betrachtet, wird es anders erleb- und erfahrbar und damit in seiner Wirkung ausgeweitet.

Reproduzierbarkeit: Wie einmalig ist das Kunstwerk im Netz?

Reproduzierbarkeit bedeutet auch Kopierbarkeit. Geistiges Eigentum ist ein Begriff, der in Online-Zeiten neu gedacht werden muss. Dennoch bedeutet ein Kunstwerk im Internet nicht automatisch, dass es damit potenziellen „Dieben“ ausgesetzt ist, die es für ihre eigenen Zwecke verwenden – vor allem dann nicht, wenn es einen gewissen künstlerischen Anspruch hat. Insbesondere bei Kunst, die am Computer entstanden ist, kann man schwerlich den Entstehungsprozess ausmachen. Dasselbe Resultat zu erzeugen ist daher schwieriger als mit den entsprechenden Fähigkeiten einen Van Gogh zu kopieren.

Vom Werkzeug zur Idee

Bei Kunstwerken, die digital entstehen, tritt die Frage nach dem Werkzeug in den Hintergrund. Viel mehr als die Diskussion, welche Farben oder Pinsel benutzt wurden oder in welcher Technik ein Gemälde entstanden ist, liegt nun der Fokus auf der reinen Idee beziehungsweise dem Konzept des Werks.

Die Stellung von Kunst verschiebt sich mit den digitalen Möglichkeiten. Die Frage nach dem was Kunst ist, stellt sich demnach vielleicht neu, bleibt aber genauso schwer zu beantworten. (tl)