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Overtourism – die zwei Seiten der Digitalisierung

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27.03.2019

Fluch und Segen zugleich – das ist die Digitalisierung für die Tourismusbranche, oder eher: für die jeweiligen Ziele und ihre Bewohner. Denn was einst als vielversprechender Trend begann, führt nun vielerorts zu negativen Auswirkungen wie Artensterben, Zerstörung der Landschaft und einer abnehmenden Gastfreundschaft. Der Grund lautet: Overtourism.

Bereits 2012 wurde der Begriff Overtourism geprägt, seit 2017 findet er sich aber immer häufiger in den Medien.

So hat die Digitalisierung das Reisen verändert

Venedig, Amsterdam, Barcelona: Diese Ziele waren schon immer beliebt. Durch die Digitalisierung hat der Reisestrom aber Dimensionen angenommen, die für viele Städte nicht mehr zu stemmen sind. Hinzugekommen sind außerdem ehemalige exotische Paradiese wie in Südostasien, die nun ebenfalls immer mehr den Besuchermassen zum Opfer fallen.

Die Digitalisierung ist daran in mehrfacher Hinsicht Schuld: Zum einen haben Reiseblogs und entsprechende Instagram-Accounts die Reisenden überhaupt erst auf bestimmte Gebiete aufmerksam gemacht. Was vor zehn Jahren noch ein Geheimtipp war, hat heute schon Mallorca-Charakter. Beliebtestes Beispiel: Bali. Massenhafte Artikel und Videos haben viele Orte nachhaltig für Besucher attraktiv gemacht.

Zum anderen ist das Reisen selbst durch die Digitalisierung immer einfacher geworden: Airbnb und Couchsurfing weiten die Möglichkeiten der Unterkünfte aus und machen sie gleichzeitig erschwinglicher, wenn nicht gar kostenfrei. Die Preise für Flugtickets sind rapide gesunken und auf entsprechenden Vergleichsportalen kann man sogar noch mehr sparen. Portale wie Tripadvisor tun ihr Übriges.

Overtourism – die Schattenseite des Reisebooms

Die Folgen von Overtourism sind knapp gesagt Umweltschäden sowohl an den Destinationen selbst als auch global durch die vielen Flüge. Darüber hinaus sinkt die Lebensqualität für die lokale Bevölkerung erheblich – unter anderem dadurch, dass Untervermietungen via Airbnb kaum reguliert sind und daher die Mietpreise für die Bevölkerung steigen oder Wohnungen gleich ganz vom regulären Mietmarkt verschwinden. Viele ziehen weg oder stehen Touristen feindlich gegenüber.

Digitalisierung kann Massen zerstreuen

Was ist zu tun? Verschiedene Medien und sogar Reiseblogs haben bereits angefangen, das Bewusstsein für dieses Problem zu schärfen. Neben Overtourism ist nachhaltiges Reisen ein Thema, das immer häufiger aufkommt. Darüber hinaus ist es aber auch die Digitalisierung selbst, die zur Schadenbegrenzung beitragen kann. Touristen können zur Entzerrung der Massen beispielsweise während der Nebensaison reisen oder Destinationen aufsuchen, die noch massiv auf den Tourismus angewiesen sind.

In vielen Städten beginnt man außerdem bereits, durch intelligente Apps die Besucherströme zu regulieren und in weniger überlaufene Gebiete der Stadt zu lenken. Mögliche Features hierbei sind beispielsweise das individualisierte Anzeigen von Hotspots, die den jeweiligen Nutzer interessieren könnten. Oder das Anzeigen von Stadtgebieten, in denen gerade weniger los ist und zum Entdecken einzuladen beziehungsweise Rabattangebote für Eintrittstickets an weniger überfüllten Tagen. (tl)