DSD-Blog

Online-Skeptiker – Digitalisierung, aber nicht um jeden Preis

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11.11.2016

Keine Bewegung ohne Gegenbewegung – das gilt auch für die Digitalisierung. Allerdings ist Offliner nicht gleich Offliner: Mehr als um die Totalverweigerung alles Digitalen geht es den Always-on-Skeptikern um digitale Diversifizierung und Mitgestaltung.

Die sogenannten „Offliner“ hat vor allem der Schweizer Ökonom Joël Luc Cachelin in seinem gleichnamigen Buch vorgestellt. Sie wollen verhindern, dass die Digitalisierung nur von unkritischen Entscheidungsträgern vorangetrieben wird.

Mehr Freiraum bei digitaler Nutzung

Für die Offliner ist nicht jede digitale Innovation begeisternd, die Möglichkeiten des Internets nicht grenzenlos und das ständige Online-Sein nicht selbstverständlich. Sie hinterfragen die Digitalisierung und zeigen auch ihre Risiken und Gefahren auf – jenseits vom vieldiskutierten Datenschutz. Sie wollen mitgestalten. Anstatt einer allumfassenden, unreflektierten Digitalisierung plädieren sie für individuelle Lebensstile, bei denen jeder selbst bestimmen und herausfinden muss, wie digital er ist. Das gilt auch für Unternehmen.

Cachelin ist sich sicher: Unternehmen brauchen Offliner. Indem sie dazu beitragen, individuelle digitale Lebensstile herauszubilden und anzuerkennen, ermöglichen sie es Unternehmen auch, diese abzubilden. Laut Cachelin stellen Offliner unter anderem ein „Machtgleichgewicht zwischen den Nutzern und den Treibern der Digitalisierung“ her, indem sie beispielsweise die Entscheidungsfreiheit bei der Nutzung von digitalen Angeboten vergrößern wollen. Nutzer sollen nicht gezwungen sein, bestimmte Produkte zu konsumieren und niemand soll aufgrund seiner Präferenzen ausgegrenzt werden. Außerdem sollen sie ein größeres Mitbestimmungsrecht bezüglich ihrer Daten erhalten.

Internet und Zwischenmenschliches

Aber auch anderenorts trifft man auf skeptische Stimmen. Beispielsweise von Matthias Horx, ehemaliger Journalist unter anderem bei der Zeit, der mittlerweile das Zukunftsinstitut gegründet hat und zu Zukunftstrends forscht. Er betont, dass die „linearen Wachstumsraten“ des Internets vorbei sind und sich ein Trend hin zu einer Skepsis gegenüber dem Digitalen und ein Abnehmen des Tablet- und App-Erfolgs verzeichnen lassen.

Das Institut Jugendkulturforschung unterstreicht ebenfalls, dass es in Zukunft auch unter Jugendlichen zwar keine völlige Abwendung vom Online-Leben geben wird, durchaus aber ein erhöhtes Bedürfnis nach digitalen Freiräumen, echten und empathischen Gesprächen sowie Zwischenmenschlichkeit zurückkehren wird. Die Gegenstimmen – es gibt sie sogar bei denen, die eine analoge Welt gar nicht mehr kennen … (tl)