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Netz-Nostalgie – 20 Jahre Online-Wandel

Beitrag von

10.03.2016

Das Internet der 90er – gerade einmal zwei Jahrzehnte ist es her und bietet nach dieser kurzen Zeit mehr Anlass zur Nostalgie als jedes andere Medium. Denn seit den Anfängen des WWW hat sich sowohl optisch und qualitativ als auch vom Angebot her einiges getan. Zum Glück!

Auf Disketten speichern, sich eine halbe Minute lang über das Modem einwählen oder ewig warten, bis sich eine Seite aufgebaut hat – das würde heute die Geduldsspanne der meisten übersteigen. Dennoch ist es irgendwie auch schön, die Online-Highlights der letzten Jahre zu rekapitulieren.

Ein Internet ohne Google …

… kann man sich heute zwar nicht vorstellen, gab es aber. Erst 1998 ging der minimalistische Suchschlitz an den Start. Vorher gab es AltaVista, Yahoo und Lycos. Letztere machten sogar Werbung im TV mit ihrem Logo-Tier, dem schwarzen Labrador. Wir lernen: Tiere und Kinder kommen zwar immer gut, können langfristig aber auch nichts gegen Google ausrichten.

Zwischen Brockhaus und Wikipedia …

… gab es Encarta von Microsoft. 50.000 Artikel geballtes Wissen auf CD-Rom, das regelmäßig aktualisiert wurde, seit 2009 dank Wikipedia aber genauso überflüssig ist wie gedruckte Enzyklopädien. Lediglich in Internetarchiven und im ehemaligen Konkurrenten Wikipedia taucht Encarta noch auf.

Spotify löst nicht das Problem …

… der adäquaten Künstlerbezahlung. Immerhin muss man bei dem Musik-Streamingdienst aber keine Angst haben, für illegale Downloads belangt zu werden. Bei den Vorgängern Napster, eMule und Co. befand man sich ständig in einer rechtlichen Grauzone. Die Diskussion um Napster bescherte der Seite damals noch mehr Nutzer, bevor sie im Jahr 2001 abgeschaltet wurde. Heute ist der Dienst im monatlichen Abo verfügbar.

Der Boom der privaten Websites …

… fand in den 90ern statt, als es noch gar keine sozialen Netzwerke gab. Via persönliche Homepage konnte man sich über den Schwedenurlaub von Freunden oder deren gesammelte Lebensweisheiten auf dem Laufenden halten. Mitte der Nuller sorgten dann StudiVZ und die Lokalisten in Deutschland für organisiertes Netzwerken, bevor sie wenige Jahre später durch Facebook entvölkert wurden. Da half auch die Erweiterung durch meinVZ nichts mehr.

Kommunizieren vor Whatsapp und Facebook …

… konnte man vor allem dank dem ursprünglich israelischen Instant-Messaging-Dienst ICQ (I seek you). Der Großteil der Schülergeneration um 2000 dürfte mit der grünen Blume und dem „Uh-Oh“-Sound aufgewachsen sein. Die Software gab und gibt es als Gratis-Download. Neben dem reinen Chatten konnte man auch Dateien wie mp3 und Dokumente versenden und von der Spieleauswahl Gebrauch machen. Manch einer trieb sich sogar in den Chat-Communities von Unternehmen wie Langnese und Karstadt herum. Heute unvorstellbar.

Mehr Nostalgie gibt es im Internetarchiv WayBackMachine. Dort sind alle möglichen Seiten zu den unterschiedlichsten Zeitpunkten der Internetgeschichte gespeichert. (tl)