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Kita-Apps: von Information bis Überwachung

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25.11.2019

In der Schweiz ist man bereits erfolgreich gestartet und auch hierzulande erfreuen sie sich immer größerer Beliebtheit: Kita-Apps. Eltern können je nach gewünschter Intensität unterschiedlich stark in den Alltag ihrer Kinder eingebunden werden, darüber hinaus wird die Bürokratie vereinfacht. Allerdings ist die App auch ein gefundenes Fressen für Helikopter-Eltern.

Von den Körperfunktionen bis hin zu Ausflügen – Eltern können ab jetzt nahezu in Echtzeit vom Treiben ihres Nachwuchses unterrichtet werden.

Mehr Infos und weniger Zettelwirtschaft

Der Vorteil für die Kitas ist eindeutig: Analoges Zettelausfüllen und Weiterreichen gehört dank der App der Vergangenheit an. Der Verwaltungsaufwand ist geringer, außerdem bleibt so während persönlicher Gespräche mit den Eltern mehr Zeit für andere Themen als das Essverhalten und der Stuhlgang.

Neben den üblichen Infos bieten die Apps allerdings einen nie dagewesenen Einblick in den Alltag ihrer Kinder, von schriftlichen Informationen über Bilder bis hin zu Videos. Zwar bekommen Eltern so Entwicklungsschritte ihrer Kinder mit, die sie sonst verpasst hätten – insbesondere bei sehr kleinen Kindern ist das sinnvoll. Die Apps sind allerdings nicht in allen Fällen ein Segen.

Ein neues Level von Überwachung

Schon vor diesen Apps hat es Eltern gegeben, die voller Sorge mehrfach am Tag die Kita oder den Kindergarten kontaktiert haben. Mit App wird diese Überwachung noch unterstützt, was den Abnabelungsprozess erschwert – die Dosierung von Information wie es sie früher in gesünderem Maße gegeben hat ist daher ebenso passé. Darüber hinaus ist einigen Experten zufolge der Druck, ihr Kind loszulassen, für berufstätige Mütter besonders hoch.

Die Bedenken enden aber nicht bei den Apps in Kitas. Wer sich schon so früh an die ständige Überwachungsmöglichkeit gewöhnt, der wird sein Kind unter Umständen auch in Grund- und weiterführender Schule auf Schritt und Tritt verfolgen wollen. Ein gesunder Abnabelungsprozess ist bei solchen Szenarien unmöglich. Und das gilt nicht nur einseitig: Auch die Kinder gewöhnen sich daran, dass ihre Eltern digital schnell erreichbar sind. Das kann zum Verlust von Unabhängigkeit und Freiheit führen – mit Resultaten, die heute noch gar nicht absehbar sind. (tl)