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KI sagt Ausbruch von Kriegen voraus – mit relativ hoher Trefferquote

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07.10.2022

Diverse Regierungen wie die der USA und Deutschland betreiben verschiedene Systeme unter anderem mit KI, um den Ausbruch von Kriegen vorherzusagen. Die Trefferquote ist beachtlich hoch. Allerdings gibt es Unterschiede.

Bei den Analysen soll es sowohl um bereits bekannte Krisengebiete als auch um die Beobachtung potenzieller Konfliktherde gehen.

KI wertet Tageszeitungen aus

Zur Analyse der Ausbruchswahrscheinlichkeit von Kriegen und Unruhen stützt sich KI auf die Auswertung von Tageszeitungen der entsprechenden Regionen. Die US-Regierung ist schon seit 2008 auf diesem Gebiet tätig und die deutsche Bundesregierung arbeitet mit zwei Systemen. Zum einen nutzt das Verteidigungsministerium entsprechende KI, die mit „öffentlich zugänglichen Quellen“ gefüttert wird, zum anderen nutzt das Außenministerium eine durch ein Textmining ergänzte Software, die UN-Resolutionen scannt. Dadurch sollen Aufschlüsse über das Abstimmungsverhalten von Ländern gewonnen werden.

Insgesamt gesehen sagen die Systeme die Kriegsentwicklungen mit einer Trefferwahrscheinlichkeit von 80 Prozent voraus. Allerdings spielt hier mit rein, dass die Vorhersagen bei Gebieten, in denen es bereits Kriege oder Aufruhen gegeben hat, leichter sind. Denn hier ist bis zu zehn Jahre danach die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs stark erhöht. Wichtig ist es laut Forschern und Experten aber auch, Gebiete zu analysieren, wo bisher noch nichts passiert ist, um rechtzeitig intervenieren zu können – auch wenn hier die Trefferwahrscheinlichkeit gegebenenfalls ungenauer ausfällt.

Unauffällige Gebiete zusätzlich berücksichtigen

Forscher an der Barcelona School of Economics und der University of Cambridge haben daher einen Algorithmus entwickelt, der Zeitungsartikel auch bezüglich dieser Gebiete berücksichtigt und aus der Häufigkeit bestimmter Schlüsselwörter Tendenzen ableitet. Daraus ist das Projekt conflictforecast.org entstanden. Auch mit Hinblick auf die derzeitigen weltweiten Flüchtlingszahlen wollen die Projektverantwortlichen die Politik verstärkt darauf aufmerksam machen, sich bisher ruhigeren Regionen zuzuwenden, in denen aber das Potenzial von Unruhen besteht. (tl)