21.09.2018
Nach selbstfahrenden Autos und U-Bahnen kommt nun die „erste selbstfahrende Straßenbahn der Welt.“ Die Technik ist endlich mal wieder Made in Germany – zusammen mit Siemens Mobility bringt die Stadt Potsdam die autonome Tram auf die Schienen.
Derzeit befindet sich das Projekt nur in der Testphase.
Testfahrten in Potsdam
Für den Test wurde keine neue hochdigitalisierte Straßenbahn gebaut, sondern eine aus dem Bestand des Potsdamer Verkehrsbetriebs zur Verfügung gestellt, die entsprechend ausgestattet wurde. So wurden vorne und an den Seiten neun Kameras angebracht, die in einem Abstand von bis zu 100 Metern alles erfassen können, sowie drei Radar- und Lasersysteme. Alles, was mindestens so groß ist wie eine Katze und eine Höhe von 1,50 Metern nicht überschreitet, kann die Bahn erkennen.
Ganz allein kann sie freilich noch nicht fahren. Wie in der Fahrschule sitzt auf dem Beifahrersitz ein ausgebildeter Bahnfahrer mit dabei und achtet darauf, dass die Bahn auch wirklich heil über die vorgeschriebene sechs Kilometer lange Strecke kommt. Er kennt die kritischen Stellen und kann zur Not eingreifen. Ein Siemensmitarbeiter sitzt hinter ihm und prüft, ob die Algorithmen und die Technik richtig funktionieren.
System ist lern- und ausbaufähig
Insbesondere Menschen sind für das System schwierig. Ihr Handeln ist schwer vorhersagbar, sie laufen einfach in letzter Sekunde über die Schienen. Wie bei einer fahrergeführten Bahn muss auch die selbstfahrende diese Passanten anklingeln und rechtzeitig bremsen.
Hier liegt eine der Schwachstellen des Systems: Der KI müssen noch viel mehr menschliche Verhaltensweisen beigebracht werden. Um für den regulären Linienbetrieb mit Fahrgästen zugelassen zu werden, muss daher noch eine ganze Weile an dem System gefeilt werden. So muss es auch mit dem Autoverkehr abgestimmt werden, was die Umsetzung noch schwieriger macht. Dies ist einer der Gründe, weshalb beispielsweise in Nürnberg bereits eine selbstfahrende U-Bahn fährt: Sie hat mit weitaus weniger Hindernissen zu kämpfen. (tl)
