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Intensivstationspatienten: KI sagt Todeszeitpunkt voraus

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31.03.2020

Ein an der Stanford University entwickelter Algorithmus kann den Todeszeitpunkt todkranker Patienten relativ genau vorhersagen. Das kann entgegen aller makabren Konnotationen einen Vorteil für Patienten bedeuten, ist ethisch allerdings fragwürdig.

Um die KI anzulernen wurde sie mit Daten wie Vorerkrankungen, Krankheitsverlauf und bisherigen Behandlungen von zwei Millionen Patienten gefüttert.

KI-Einschätzung soll Lage der Patienten verbessern

Der Algorithmus kann mit einer Genauigkeit von 90 Prozent den Todeszeitpunkt schwerkranker Patienten innerhalb der nächsten zwölf Monate vorhersagen – innerhalb von 24 Stunden nachdem sie ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Umgekehrt lebten tatsächlich 95 Prozent aller Patienten, denen ein späterer Todeszeitpunkt prognostiziert wurde, über zwölf Monate hinaus. Die Erkenntnisse sollen Aufschluss über die richtigen Behandlungsmethoden geben und Entscheidungen für bestimmte Möglichkeiten verbessern.

80 Prozent aller Amerikaner würden ihre letzten Tage gern zu Hause verbringen, allerdings tun dies nur 20 Prozent. Fehleinschätzungen der Ärzte führen dazu, dass Patienten nicht zu Hause bleiben und dort sterben können beziehungsweise nicht in eine Palliativstation verlegt werden, wenn dies möglich wäre. Stattdessen erhalten viele von ihnen aggressive Behandlungsmethoden mit wenig bis keinen gesundheitlichen Verbesserungen. Die KI kann helfen, die Lebenserwartung der Patienten besser einzuschätzen und ihnen zu einer angenehmeren letzten Zeit zu verhelfen. Kritiker befürchten allerdings, dass dies auch die Entscheidung für lebenserhaltende Maßnahmen ungünstig beeinflussen könnte. Der Prognose der KI solle deswegen nicht zu viel Gewicht eingeräumt werden.

Anbieter legen Funktionsweise nicht offen

Um den Algorithmus sinnvoll einsetzen zu können sollen Anbieter dazu angehalten werden, Einblicke in die Programme zu bieten, was allerdings nicht immer geschieht. Von Google gibt es einen ähnlichen Algorithmus, der unnötige Behandlungen verhindern helfen soll. Wie er allerdings genau funktioniert, dazu schweigt sich Google aus. Die Tatsache, dass die Funktionsweise von den Tod vorhersagenden Algorithmen nicht offengelegt wird, führt zu erheblichen ethischen Problemen. (tl)