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Idiotensicher: Neues Gütesiegel für kindgerechte Websites

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25.05.2016

Die Bundesregierung und das Internetz: seit jeher eine Traumkombination. Nun soll es bald einen weiteren Versuch geben, das „Neuland“ zu besiedeln. Diesmal mit Gütesiegeln, die Internetseiten als besonders kindergeeignet auszeichnen. Das Ganze soll der Entwicklung der Medienkompetenz dienen.

Wie Familienministerin Manuela Schwesig der Welt in einem Interview mitteilte, soll die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien umgebaut und modernisiert werden zur Bundeszentrale für Jugend- und Medienschutz. Im Zuge dessen soll auch das Siegel zum Einsatz kommen.

 

Unzulängliche Unterstützung bei der Medienkompetenz

Schwesig möchte gerne die „Standards aus dem Offline-Bereich möglichst gut in den Online-Bereich übersetzen.“ Das Problem ist, dass es zwischen online und offline vor allem einen Unterschied gibt: Bei Online-Medien kann jeder – auch Kinder – aktiv mitgestalten und mitschreiben. Das Gefühl für die richtigen Inhalte, die man verbreitet und das Wissen darüber, was damit geschehen kann, kann einem aber kein Gütesiegel nahebringen.

Das ist so ein Problem eines vereinfachenden Gütesiegels. Aber nicht das einzige. Eltern sollen dabei unterstützt werden, die richtigen Seiten für die lieben Kleinen zu finden. Das Ende vom Lied wird sein, dass sich Eltern überwiegend an diesen Gütesiegeln orientieren und diese Seiten dem Nachwuchs vorsetzen. Es nimmt Eltern vor allem die Arbeit ab, sich selbst mit kindgerechten Inhalten auseinanderzusetzen. Fast scheint es, man traue den Eltern das nicht zu. Dabei ist dies die Grundlage dafür, um seinen Kindern Medienkompetenz zu vermitteln.

Learning by doing unter Aufsicht

Um ein Gefühl für die Funktion und Gefahren des Internets zu entwickeln, müssen Kinder die Möglichkeit haben, sich – mit elterlicher Begleitung – frei in dem Medium bewegen zu können. Autofahren lernt man schließlich auch nicht auf dem Parkplatz. Suchmaschinen für Kinder und entsprechende Seiten, die das Netz erklären, sind hier gute Starthilfen. So können Kinder das Netz spielerisch erkunden und sich mit dessen Vielfalt vertraut machen.

Ohne eine verantwortungsbewusste Begleitung seitens der Eltern in Kombination mit einem nicht zu strikten Umgang kann die Medienkompetenz nicht gelingen. Da hilft auch kein schmückendes Gütesiegel, das am Ende noch am ehesten den Seitenbetreibern zugute kommt. Einmal mehr zeigt sich: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. (tl)