DSD-Blog

Handyvideos – Polizeihilfe aus der Bevölkerung

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29.06.2016

Fingerabdrücke, Zeugenvernehmung, Sicherstellen von Gegenständen – die Ermittlungsarbeit der Polizei könnte in Zukunft um eine Komponente erweitert werden: durch Handyvideos und -fotos aus der Bevölkerung. Derzeit stehen dieser Option aber noch viele Hindernisse im Weg.

Die Ereignisse der Silvesternacht in Köln brachte das Thema wieder auf den Plan: Mit Hilfe zufällig gemachter Videos versuchte die Polizei, nach den Tätern zu fahnden und bat um Unterstützung aus der Bevölkerung.

Viel Aufwand, wenig Nutzen

Die Bürger hatten die Möglichkeit, über ein Portal ihre Handyvideos anonym hochzuladen, was auch ausgiebig genutzt wurde. Das Ergebnis war, dass sehr viele Videos von so schlechter Qualität waren, dass sie kaum weiterhalfen. Andere waren komplett gefälscht bzw. stammten von anderen Ereignissen. Hinzu kommt, dass die Beamten das gesamte Material per Hand auswerten mussten.

Zu viel Arbeit für zu wenig Ausbeute. Langfristig geht das nur mit der entsprechenden Technik. Dabei muss die Polizei nicht nur darin unterstützt werden, die gesuchten Personen im Video oder auf Fotos schneller zu finden, sondern es muss auch sichergestellt werden, dass es sich wirklich um den betreffenden Täter handelt. Darum kümmern sich derzeit noch Gutachter, die bestimmte körperliche Merkmale und Bewegungsmuster vergleichen.

Die Kehrseite für die Polizei

In den USA sind Handyvideos bereits Teil von Ermittlungsarbeiten. Hier wird allerdings auch noch ein anderer Aspekt des neuen Werkzeugs deutlich. Denn auf den Videos wird unter Umständen nicht nur das Vorgehen des Täters festgehalten, sondern auch das der Polizei. Dies ist nicht immer zimperlich und so wurden US-Polizeibeamte dank Handyvideos schon selbst zu Tätern – beispielsweise, wenn sie ungerechtfertigter Weise flüchtige Täter erschossen haben.

Das sagen die Bürger

Trotz der Probleme, die Handyvideos als Beweis derzeit noch mit sich bringen, wünschen sich in Deutschland 80 Prozent der befragten Bürger eine engere Zusammenarbeit mit der Polizei via sozialen Medien und Smartphones. Das geht aus einer Accenture-Studie zum Thema hervor. Darüber hinaus wurden in der Studie acht Länder verglichen, wobei Deutschland einmal mehr auch in Sachen Polizeiarbeit nicht gerade zu den Vorreitern bei der Digitalisierung gehört. (tl)