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Gegen Gewalt im Netz – Facebook baut Löschteam aus

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17.08.2017

Facebook gründet ein zweites Löschzentrum in Essen. Problematische Inhalte wie Gewalt werden dort von Mitarbeitern aussortiert und entfernt. Der Konzern reagiert damit unter anderem auf das neue Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG), das ab Herbst in Kraft tritt.

Weltweit will Facebook sein Löschteam um 3000 Mitarbeiter aufstocken. 500 davon sollen es in Essen sein.

Löschen mit psychologischem Beistand

Das bisher einzige deutsche Löschteam in Berlin hat der Öffentlichkeit jüngst gezielte Einblicke in seine Arbeit gewährt. Gelöscht werden nicht nur harte Sachen wie Enthauptungsvideos, sondern auch Hasskommentare und Fake-Profile. Wer auf Dauer nicht mit Gewaltdarstellungen zurecht kommt, der kann immer noch weniger grafische Inhalte durchforsten.

Aber die Mitarbeiter in den Löschteams haben noch andere Möglichkeiten, um mit den brutalen Inhalten fertig zu werden. Zwar werden sie nach und nach an die Daten herangeführt und nicht ins kalte Wasser geworfen, dem einen oder anderen können die Bilder aber dennoch aufs Gemüt schlagen.

Facebook stellt ihnen daher psychologische Unterstützung zur Seite, die die Mitarbeiter bei Bedarf jederzeit in Anspruch nehmen können. Psychologen und psychologische Berater sollen bei der Trauma- und Stressbewältigung helfen. Denn immerhin sind wir hier in Europa und nicht auf den Philippinen, wo man davon ausgeht, dass die Löschteams schon selbst mit den mentalen Folgen solcher Bilder klar kommen.

Hintergrund: Netzwerkdurchsetzungsgesetz

Das neue Gesetz sieht vor, dass Social-Network-Betreiber wie Facebook ab Herbst strafbare Inhalte schneller löschen. Bei eindeutigen Sachverhalten muss das innerhalb von 24 Stunden geschehen, bei weniger klaren innerhalb einer Woche. Halten sich die Netzwerke nicht daran, müssen sie mit hohen Strafen rechnen.

Gegner des Gesetzes befürchten, dass die Meinungsfreiheit nun von Unternehmen verwaltet wird und mehr Inhalte gelöscht werden als eigentlich nötig wäre. Zudem hält das Gesetz die Urheber solcher strafbaren Postings nicht davon ab, diese weiter zu verbreiten. (tl)