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Ethik und Mensch: Digitalisierung braucht Philosophie

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08.11.2019

Die Digitalisierung revolutioniert nicht nur, sie verwirrt auch. Philosophen kritisieren, dass bei der Überlegung, wie mit digitalen Prozessen in Zukunft umgegangen werden soll, der Mensch auf der Strecke bleibt. Doch auch aus anderen Gründen fordern sie eine Ethik und Philosophie der Digitalisierung.

Die Digitalisierung kann nicht nur den Fortschritt der Technik zur Folge haben, sondern gibt auch den Geisteswissenschaften eine neue Bedeutung.

Neues Aufgabengebiet der Philosophie

Die Digitalisierung wird in ihrer Wirkung und unzähligen Möglichkeiten im Alltag zu einer Herausforderung für die Gesellschaft und den Einzelnen. Entsprechend wird stellenweise gefordert, bereits im Studium unter anderem der Informatik geisteswissenschaftliche Disziplinen wie Ethik einzubeziehen – in Stanford plant man dazu immerhin bereits eine Initiative.

Grundsätzlich muss sich technischer Fortschritt wieder mehr an menschlichen Bedürfnissen orientieren und nicht nur an dem, was möglich ist oder was wirtschaftlich am attraktivsten erscheint. Um dies umsetzen zu können, muss ein Verständnis des Menschen und der Gesellschaft auch hinsichtlich ihrer Beeinflussung durch Technik vermittelt werden. Dies kann die Philosophie nicht nur leisten, sie erhält durch die Digitalisierung auch ein neues Aufgabengebiet.

Philosophie zwischen Mensch und Maschine

Jedoch endet damit nicht die Rolle der Philosophie für die Digitalisierung. Dadurch, dass die Digitalisierung die Gesellschaft durchwirkt wie keine andere Entwicklung bisher, stellt sich in Zukunft unter anderem immer mehr die Frage nach der Beziehung zwischen Mensch und Maschine und der Unterscheidung zwischen beidem. Auch greift die Annahme, eine Maschine oder technisches Gerät sei nur ein neutrales Hilfsmittel, zu kurz und kann im schlimmsten Fall verharmlosend sein, denn „es hat ein Eigenleben, das wir ihm eingebaut haben.“ Mit dem Philosophen Günter Anders lässt sich sagen, dass der Unterschied zwischen technischen und gesellschaftlichen Gebilden immer geringer wird, bis er irgendwann gänzlich hinfällig ist. Dennoch unterscheidet sich aber der Mensch immer noch von der Maschine vor allem durch den Geist.

Dinge im Descart’schen Sinne klar unterscheiden zu können, wird daher immer schwieriger. Der Mensch gibt mehr und mehr Kontrolle ab, ihm wird durch Maschinen aber auch ein Teil der Kontrolle entzogen. Die Gesellschaft ist außerdem durch die wachsende Symbiose zwischen Mensch und Maschine mehr und mehr Täuschungen ausgesetzt. Dadurch entsteht „eine weitere Ebene von Wirklichkeit, die es philosophisch zu erfassen gilt.“ (tl)