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Digitalisierung und Medizin: das neue Arzt-Patienten-Verhältnis

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26.10.2018

Die Halbgötter in Weiß – diese fragwürdig-poetische Umschreibung für Ärzte hat in Zeiten der Digitalisierung bald ausgedient. Denn die bisherigen Medizinautoritäten müssen sich nun nicht nur mit neuen Informationsquellen vergleichen lassen, sondern sehen sich dadurch auch mündigen Patienten gegenüber. Das Zeitalter der medizinischen Aufklärung hat begonnen.

Die Digitalisierung zeigt wohl unter anderem im Bereich der Arztpraxen am besten, dass sie nicht nur operative Abläufe revolutioniert, sondern auch das Zwischenmenschliche.

Digitale Diagnosehelfer

Dr. Google heißt der neue Konkurrent und hat sich zumindest bei Frauen gegenüber Ärztediagnosen schon durchgesetzt. Tatsächlich wird von Frauen zu 70 Prozent zuerst das Internet bei mysteriösen oder auch bekannten Symptomen konsultiert. Der Arzt liegt mit 66 Prozent auf Platz zwei. Bei Männern ist er immerhin noch knapp vorn. So oder so ist das Internet bei der Diagnose mit dem Arzt gleichzusetzen – zumindest aus Sicht vieler Patienten. Zwar ist den meisten klar, dass man nicht alles glauben soll, was im Internet steht – aber wenn die möglichen Krankheiten hinter einem Symptom erst mal bekannt sind, ist die Sorge oft groß und das Vertrauen in den Arzt auf dem Prüfstand.

Die Frage, wie sinnvoll oder unsinnig die Selbstdiagnose beim rund um die Uhr verfügbaren Doktor Google ist, stellt sich gar nicht mehr. Patienten kommen oftmals bereits mit einer vorgefertigten Meinung in die Praxis, und selbst wenn nicht: Das Arzt-Patienten-Verhältnis ändert sich gewaltig durch Online-Informationsquellen und die Möglichkeiten, den eigenen Gesundheitszustand via Gadgets zu kontrollieren und zu tracken. Ärzte müssen sich darauf einstellen.

Den Patienten neu sehen

So sorgt die Digitalisierung für mehr Augenhöhe zwischen Arzt und Patient: Diagnosen zu stellen, die nicht hinterfragt werden und Medikamente zu verschreiben ohne sie mit dem Patienten gemeinsam abzustimmen, wird in Zukunft immer weniger der Fall sein. Der Patient fühlt sich besser informiert und will dadurch in den gesamten Prozess mit einbezogen werden.

Auch die zunehmenden Möglichkeiten der Ferndiagnosen und -behandlungen stellen das Vertrauensverhältnis vor neue Herausforderungen. Während es vor Ort in der Praxis noch einfacher hergestellt werden konnte, muss der Arzt das nun unter anderem über Online-Wege schaffen – wie zum Beispiel das Überwachen von Internetbewertungen sowie die digitale Verfügbarkeit von Inhalten und Terminabwicklungen. (tl)