DSD-Blog

Digitalisierung macht Schule?

Beitrag von

28.07.2015

Wenn früher in der Schule ausnahmsweise mal ein TV-Gerät in den Klassenraum gefahren wurde, war das immer das Highlight an abwechslungsreichem medialen Unterricht. Guckt man sich heute die Ausstattung der Schulen an, hat sich da scheinbar nicht viel dran geändert. Und das, obwohl digitale Medien die Lernbereitschaft der Schüler deutlich erhöhen können.

Die mangelnde IT-Ausstattung beginnt schon im Lehrerzimmer, wie eine Lehrerumfrage im Auftrag des Verbands für Bildung und Erziehung jetzt offenbarte. Ausreichend Dienstcomputer und berufliche Mailadressen sind Zukunftsmusik – und zwar aus einer weit entfernten Zukunft. Da ist es kein Wunder, dass in den Klassenräumen erst recht nichts von der Digitalisierung zu merken ist.

Zwischen Skepsis und fehlenden Mitteln

Der digitale Zustand in Schulen ist zum einen in immer noch herrschenden Vorurteilen gegenüber digitalen Medien begründet. Sie gelten noch heute vielfach als Ablenkung und Konzentrationsfresser – das pädagogische Potenzial, das in ihnen steckt, wird dabei übersehen.

Zum anderen kostet die Ausstattung mit Tablets und Co. natürlich Geld, das die Schulen nicht haben. Eine umfassende Förderung müsste her. Dazu gibt es immerhin schon Pläne.

Medienkompetenz: kein zielloses Gedaddel, sondern zukunftsrelevant

Die mangelhaften Möglichkeiten des digitalen Lernens sind in zweierlei Hinsicht fatal: Erstens wird es für das spätere Berufsleben unerlässlich sein, den Umgang mit digitalen Endgeräten und dem Internet sicher zu beherrschen. In anderen Ländern ist man da bereits fortschrittlicher, sodass die deutschen Schüler im schlimmsten Fall langfristig gar nicht international wettbewerbsfähig wären.

Zweitens weckt der dynamische, interaktive Umgang mit Laptops, Tablets und Smartphones das Interesse der Schüler – nicht nur an den Geräten selbst, sondern auch am Lehrstoff. Dieses Potenzial und damit der Spaß am Lernen werden derzeit noch verschenkt.

Lichtblicke

Die Lehrer lassen sich durch die dünne Digitalisierung an Schulen nicht davon abhalten, den Schülern die digitale Welt und deren Lehrmöglichkeiten so nahe zu bringen, wie es eben geht. Die Motivation und das Einsehen sind an den Schulen also vorhanden.

Außerdem gibt es auch in Deutschland Vorreiterschulen. Allein in Schleswig-Holstein wurden vom Ministerium für Schule und Bildung in diesem Jahr 12 digitale Modellschulen ausgezeichnet. Sogar im konservativen Bayern läuft derzeit ein Modellprojekt. Es steht also zu befürchten, dass mittel- bis langfristig der Unterricht entgegen aller Unkenrufe doch noch durch das digitale Lernen angereichert wird. (tl)