DSD-Blog

Digitale Angebote zu wenig genutzt – mehr Gründe als gedacht

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09.11.2021

Öffentliche digitale Angebote werden in Deutschland, sofern es sie überhaupt gibt, weniger genutzt als nötig. Das hat diverse Gründe, von denen die offensichtlichen nicht immer die Hauptgründe sind, wie eine unveröffentlichte Studie der Boston Consulting Group jetzt zeigt.

Vor allem Behördensachen sollen in Deutschland digital voran gehen – so die Theorie. In der Praxis sieht das aber anders aus.

Infrastruktur und Datenschutzbedenken nicht die Hauptbremsen

Die BCG-Studie konzentriert sich vor allem auf die Bereiche Gesundheit, Verwaltung, Bildung und Arbeit. 1500 repräsentative Deutsche wurden dafür zu Digitalangeboten und -nutzung in diesen Bereichen befragt. Das Ergebnis war vor allem, dass nicht überwiegend Infrastruktur und Datenschutzbedenken ein Hindernis für die Digitalnutzung seien, wie das sonst oft vermutet wird.

90 Prozent der Haushalte verfügten über ausreichend schnelle Verbindungen und auch mit dem Datenschutz hält es so mancher ohnehin nicht so genau: Fast 75 Prozent akzeptieren beispielsweise die Cookies auf Internetseiten.

Mangelnde Kommunikation und Unübersichtlichkeit

Die zurückhaltende Nutzung der Deutschen bezüglich Online-Angeboten ist laut Studie unter anderem auf eine mangelnde öffentliche Kommunikation der Angebote zurückzuführen.

Darüber hinaus sollten Anliegen am besten in Echtzeit bearbeitet werden, insbesondere wenn sie per App oder E-Mail abgeschickt worden sind. Auch wünschen sich die meisten eine übersichtlichere Gestaltung der Webseiten und ein einfacheres Finden digitaler Angebote.

Digitalschere bei Alter und Einkommen

Die größten Gruppen, die insgesamt wenig digitale Angebote nutzen, sind die über 60jährigen mit 50 Prozent sowie diejenigen, die wenig verdienen, konkret unter 1500 Euro netto. Das erklärt sich vor allem dadurch, dass ärmere Bevölkerungsgruppen sowohl weniger Zugang zum Internet haben als auch weniger Digitalkenntnisse. Unter anderem müssten auch Kindern aus ärmeren Gruppen andere Angebote gemacht werden.

Tatsächlich hat sich durch die Pandemie die digitale Lage in Deutschland teilweise verbessert. Zoom-Meetings sind ein größerer Standard und auch Infoveranstaltungen von Schulen und Universitäten finden mittlerweile zu 12 Prozent online statt, zuvor waren es 5 Prozent gewesen. Ähnlich sieht es bei der Videosprechstunde in Arztpraxen aus: Hier sind es 15 Prozent zu vorherigen 4 Prozent. (tl)