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Cyberkrieg – lautlose Attacken im Netz

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26.01.2017

Informationen abgreifen, den Luftraum ausspionieren oder die Wasserversorgung ganzer Bevölkerungsgruppen lahmlegen – nur drei von unzähligen Szenarien eines Cyberkriegs. Was wie ein Zukunftsszenario klingt, ist bereits im Gange.

Das Tückische am Cyberkrieg ist, dass er schwer fassbar ist und zumindest in absehbarer Zeit nicht vollständig aufgehalten werden kann.

Unüberblickbare Folgen

Ein Cyberkrieg wird von unterschiedlichen Ländern oder Interessengruppen gegeneinander geführt und kann theoretisch unendliche Auswirkungen haben. Systeme, mit denen sich bestimmte Funktionen steuern lassen oder die anderweitige Informationen beinhalten, können gezielt angegriffen und mit genügend Geduld auch geknackt werden.

Darüber hinaus können auch Viren, Trojaner und andere schädliche Software in die Systeme der jeweiligen Länder oder Regierungen eingespeist werden und erhebliche Schäden anrichten. Ein Cyberkrieg unterscheidet sich von einem herkömmlichen Krieg daher vor allem dadurch, dass er nicht physisch die Bevölkerung attackiert, sondern deren Infrastruktur auf verschiedenen Ebenen manipuliert.

Übertriebener Kriegsbegriff?

Myriam Dunn Cavelty, Cyberwar-Expertin am Center for Security Studies in Zürich, kritisiert den Begriff Cyberwar als irreführend und angstschürend. Insbesondere die traditionelle Form der Kriegsführung mit denselben bekannten Auswirkungen hält Dunn Cavelty zumindest mit den heutigen Mitteln für unwahrscheinlich. Vor allem das Militär spielt hier eine eingeschränkte Rolle.

Die derzeitige Unmöglichkeit, sich vollständig gegen Cyberattacken bzw. einen Cyberkrieg zu schützen, erklärt Dunn Cavelty unter anderem damit, dass Unternehmen und Einzelpersonen für ihre Sicherheit im Internet weitgehend selbst verantwortlich sind und der Staat hierbei keine Handhabe hat.

Cyberkrieg und Stimmungsmache

Allerdings ist es nicht so, dass Cyberkriege vollständig still und heimlich geführt werden. Das jüngste Beispiel, das beweist, dass mit dem Schlagwort auch öffentlich gedroht und Stimmung gemacht wird, ist mal wieder der US-Wahlkampf.

Sowohl Clinton als auch Trump drohten in der ersten TV-Debatte vor der Wahl mit einem Cyberkrieg, wenn auch mit unterschiedlichen Gegnern im Fokus. Aber bereits unter der Obama-Regierung war Cyberkrieg ebenfalls ein Thema. Eine geplante Attacke auf Russland hatte im Herbst 2016 Schlagzeilen gemacht. (tl)