DSD-Blog

Corona-Tracing-Apps kommen nicht aus den Start-Löchern

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22.04.2020

Zum Tracing der Ansteckungskette von Corona sollen demnächst verschiedene Apps auf den Markt kommen. Derzeit hapert es aber noch an diversen Faktoren. Unter anderem ist Streit innerhalb der Forschung und Entwicklung ein Grund, außerdem verzögern ausstehende Testreihen den Start.

Gesundheitsminister Jens Spahn rechnet nicht vor Mitte Mai mit den Tracing Apps.

Zentral vs. dezentral – eine Frage der Privatsphäre

Derzeit läuft das PEPP-PT-Projekt – das Pan-European Privacy-Preserving Proximity Tracing, das die Basis für Tracing-Apps bilden soll. Allerdings wird immer mehr Kritik laut und verschiedene internationale Partner verlassen das Projekt. Bemängelt wird die intransparente interne Kommunikation, aber auch der zentrale Ansatz, den das Projekt unter anderem verfolgt. Bei diesem werden alle erhobenen Daten auf einem zentralen Server gespeichert, was ein Problem für den Datenschutz darstellt und es einfacher macht, die Identität der Nutzer aufzudecken.

Dem gegenüber steht der dezentrale Ansatz, den unter anderem das Projekt DP3T nutzt und bei dem die Berechnungen überwiegend auf den Smartphones der Nutzer erfolgt. Hiervon versprechen sich die Entwickler eine hohe Wahrung der Privatsphäre. PEPP-PT kann allerdings ebenfalls dezentral eingesetzt werden, abhängig ist die Entscheidung von den Wünschen der Anwender-Länder. Wenn diese sich, wie im Fall von Deutschland, für eine zentrale Lösung entscheiden, setzt das ein hohes Vertrauen in die Regierung voraus, da diese Apps theoretisch auch für andere Zwecke und Geheimdienste genutzt werden können.

Testläufe und Genauigkeit

Ein weiterer Grund für die Verzögerung sind diverse Testläufe, unter anderem für die Abstandsmessung via Bluetooth. Befürchtet wird hier, dass diese zu ungenau ist – so können Smartphones Bluetooth-Signale auch durch dünne Wände hindurch empfangen, eine Ansteckung ist in diesem Fall aber ausgeschlossen.

Darüber hinaus müssen Tests durchgeführt werden, die die verschiedenen Signalstärken mit einbeziehen – dies erfolgt derzeit bei der Bundeswehr. All dies soll dazu beitragen, die Trefferquote der Messung zu bestimmen. Getestet werden derzeit die am meisten verbreiteten Smartphone-Modelle. (tl)