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ChatGPT an Hochschulen – Wie Lehrende auf Text-KIs reagieren

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31.01.2023

Das Dialogsystem ChatGPT sorgt seit einiger Zeit für Aufsehen unter anderem an Hochschulen. Die auf KI basierende Anwendung kann Texte per Knopfdruck erstellen und öffnet Betrug damit Tür und Tor. Doch Vertreter von Bildungseinrichtungen und -verbänden sehen auch Chancen in Text-KIs.

Ein Verbot sehen die allermeisten (Hoch)schulen nicht als sinnvolle Option. Es gilt das alte Motto: Man hält den Fortschritt nicht auf.

Programm ist überschätzt

ChatGPT kann momentan Texte wie Rezepte, Aufsätze, Wetterberichte und dergleichen erstellen, wobei sich die Ergebnisse kaum von denen echter Menschen unterscheiden. Allerdings ist die KI in ihren Datensätzen nicht vollständig auf der Höhe der Zeit. So bezeichnet sie beispielsweise Angela Merkel immer noch als die amtierende Kanzlerin Deutschlands. Außerdem kann das System weder zwischen echten Fakten und Fiktion unterscheiden noch seriöse Quellenangaben einfügen – eine Grundvoraussetzung für wissenschaftliches Arbeiten.

Dass man daher mal so eben eine Hausarbeit erstellen lassen kann, ist daher (noch) Zukunftsmusik, zumal auch das Einordnen von Zweifeln an wissenschaftlichen Ergebnissen den menschlichen Autoren vorbehalten bleibt. Außerdem erkennt man derzeit Texte von KIs noch an teils unbeholfenen Formulierungen. Für Betrug im wissenschaftlichen Bereich ist die KI derzeit daher kaum geeignet. ChatGPT wird überwiegend überschätzt.

Text-KIs als Chance für zeitgemäße Prüfungen

Allerdings werden Text-KIs in Zukunft irgendwann so normal sein wie textverarbeitende Programme – und immer besser, weswegen sich die Hochschulen rechtzeitig einen Umgang mit ihnen aneignen sollten. Denn die Nutzung einfach zu verbieten ist wenig erfolgversprechend. Viel mehr wird die technische Entwicklung als Chance angesehen, um bisherige Aufgabenstellungen und Prüfungsleistungen zu überdenken.

So könnte es in Zukunft sein, dass auch der Entstehungsprozess einer (wissenschaftlichen) Arbeit vom Prüfling dokumentiert werden muss und entsprechende Hilfsmittel offengelegt werden müssen. Auch könnte man wie bei einer Doktorarbeit vermehrt zur Methode der Verteidigung einer schriftlichen Arbeit greifen, um sicherzustellen, dass der Schüler oder Student den Inhalt selbst erarbeitet und verstanden hat. Ähnliches gilt auch für Referate an Schulen, wo immer schon über den Schülervortrag hinausgehende Lehrerfragen gestellt wurden.

Last but not least könnten Anwendungen wie ChatGPT dem Nutzer auch ganz offiziell zumindest einige lästige Arbeitsschritte ersparen, wie beispielsweise Literaturrecherchen. So oder so wird die Errungenschaft von Fachleuten schon jetzt als Gamechanger bezeichnet. (tl)