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Beweis-Datenbanken – mit KI gegen Menschenrechtsverletzungen

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10.07.2020

Mit Crowdsourcing gegen Menschenrechtsverletzungen in Kriegsgebieten – das ist ein neuer Ansatz von Forschern in Großbritannien. Das Projekt baut unter anderem auf Fotos und Videos aus der Zivilbevölkerung, um Beweise für Gerichtsprozesse zu sammeln. Ein konkretes Beispiel ist der Einsatz der Streu-Munition BLU-63.

Dokumentiert werden sollen zunächst vor allem Kriegsverbrechen Saudi-Arabiens im Jemen.

Beweissammlung gegen Rechtsverletzungen

Seit 2015 fliegt Saudi-Arabien Luftangriffe auf den Jemen, bei denen auch Zivilisten getötet werden und ihren Besitz verlieren. Das verstößt gegen internationales Recht. Laut eines Heise-Artikels will eine Initiative nun das Geschehen dokumentieren, um gerichtlich dagegen vorgehen zu können. Zu diesem Zweck setzen Forscher der Swansea University auf Maschinenlernen. In einer Datenbank werden entsprechende Beweismittel wie Fotos und Videos gesammelt und durch eine Blockchain-Technologie vor Manipulation gesichert.

KI lernt Streumunition

Die in über hundert Ländern verbotene Munition BLU-63 steht unter Verdacht, illegal im Jemen eingesetzt zu werden. Ließe sich das stichhaltig beweisen, könnte man Verlauf und Lieferung stoppen sowie die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Eine KI soll nun lernen, BLU-63 in den visuellen Beweismaterialien zu erkennen.

Zusätzlich zu den wenigen vorhandenen echten Bildern wurde hierfür eine 3D-Simulation der Munition herangezogen. Darüber hinaus wurden die verschiedensten Realbedingungen wie Schäden und Lichtverhältnisse berücksichtigt und berechnet. Der KI wird außerdem beigebracht, die Munition von ähnlichen Gegenständen zu unterscheiden.

Große Zeitersparnis bei der Auswertung

Bisher ist das Ergebnis sehr zufriedenstellend – in über 90 Prozent der Fälle erkennt das System die Munition. Zwar müssen in einem zweiten Durchgang die Materialien immer noch von menschlichen Experten geprüft werden, dennoch spart das System bei einer Menge von knapp 6 Milliarden Video-Einzelbildern rund 2700 Tage beim Prüfungsvorgang im Vergleich zu einer rein menschlichen Auswertung. Sobald das System vollständig ausgereift ist, kann es daher einen hohen Effizienzgewinn erzielen, der positiv bei gerichtlichen Verfahren zu Buche schlagen wird. (tl)