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Besser spät als nie – alte römische Unterwasserstadt bekommt Internet

13.01.2023

Die versunkene Stadt Baiae war vor 2000 Jahren ein beliebter Badeort der römischen High Society – unter anderem Cäsar und Cicero haben dort verkehrt. Berühmt war und ist der Ort für seine Thermalbäder und Mosaikbecken. Darüber hinaus gilt er heute als geschütztes Meeresgebiet und musste deswegen ans Netz angeschlossen werden.

Die Infrastruktur für das Internet ist unter dem Meer aufgrund verschiedener Faktoren eine besonders große Herausforderung.

Tourismus damals wie heute

Wegen eines Vulkanausbruchs und daraus folgendem Meeresspiegel-Anstieg ist der einst luxuriöse Vergnügungsort nun ein Lost Place, gleichzeitig aber einer der wenigen und größten Unterwasserparks der Welt. Jährlich zieht die Stadt immer noch 16.000 Besucher an, heutzutage allerdings in Form von Tauchern. Deswegen, aber auch aufgrund sich immer verändernder Umweltbedingungen muss sichergestellt werden, dass sich dort Schäden in Grenzen halten. Der Ort muss regelmäßig überwacht werden.

Internet unter Wasser

Einige italienische Experten haben sich daher ein ausgeklügeltes System der Unterwasserüberwachung einfallen lassen, denn herkömmliche Systeme sind den Anforderungen unter Wasser nicht gewachsen. Die Übertragungen per Kabel wären zwar zuverlässig, sind aber nur für bestimmte Einsatzszenarien geeignet. Drahtlose Verbindungen sowie optische und akustische Signale haben sich als ebenfalls nicht sehr handhabbar erwiesen, da sie immer wieder durch die Bedingungen unter Wasser gestört werden.

Ein Weg ans Netz

Die Forscher und Experten haben ein System entwickelt, das aus akustischen Modems und drahtlosen Unterwassersensoren besteht. Eine künstliche Intelligenz sorgt dafür, dass der Informationspfad immer wieder an die herrschenden Meeresbedingungen angepasst wird, sodass das Signal eine Reichweite von zwei Kilometern hat. Die durch das System gesammelten Umweltdaten wie Wasserqualität, Temperatur, pH-Wert und chemische Zusammensetzungen können in Echtzeit aus dem Meer ans Land übertragen werden.

Zudem will man das Internet der Stadt auch für die Taucher nutzbar machen. Ihnen sollen auf wasserfesten Tablets Informationen über Baiae angezeigt und die Ruinen als 3-D-Modell wieder zum Leben erweckt werden. Auch lassen sich Tauchende dank des Systems im Notfall sofort verorten. Damit ist das versunkene Baiae besser ans Netz angeschlossen als manche Region in Deutschland. (tl)