DSD-Blog

Auf Nummer sicher: die seltsamen Blüten der DSGVO

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30.05.2018

Die DSGVO ist da und mit ihr, nach nicht einmal einer Woche, eine Reihe absurd-unterhaltsamer Folgen. Selbst Fachleute kapitulieren vor dem Bürokratiemonster, viele weitere Webseitenbetreiber sind erst recht überfordert. Die Unsicherheitswelle setzt sich zudem in der Offline-Welt fort.

Die Grenzen zwischen gesundem Menschenverstand und kopfloser Panik sind bei der DSGVO fließend.

Lahmgelegte Websites gegen Abmahnungsangst

Weil die Rechtslage unklar ist und niemand in dem Regelwerk durchblickt, haben sich viele Unternehmen und Vereine für die radikalste und gleichzeitig idiotensicherste Lösung entschieden: das Abschalten ihrer Website. Darunter keineswegs nur kleine und mittelständische Unternehmen. Sogar die Rechtsanwaltskammer Düsseldorf war vorübergehend digital abgetaucht, ist nun allerdings wieder erreichbar.

Aber auch große Firmen wie Bosch haben das mit der neuen Regelung nicht rechtzeitig auf die Reihe bekommen. So hat das Unternehmen seine Heimwerker-Community vorübergehend vom Netz genommen, um sie DSGVO-konform wieder an den Start zu bringen.

E-Mails und Datenfallen

Unternehmen jeglicher Größe überschwemmen ihre Kunden und solche, die es werden könnten, mit E-Mails, in denen sie darum bitten, erneut der Datenübertragung zuzustimmen. Ansonsten droht Löschung. Ironie: Natürlich befinden sich unter diesen Mailabsendern auch Betrüger, die nun dank der DSGVO eine weitere Möglichkeit haben, sensible Daten abzugreifen.

Unsicherheit am Telefon

Was die DSGVO für Telefongespräche bedeutet, ist gar nicht eindeutig geregelt. Theoretisch muss jeder Anrufer zunächst über das gesamte Datengedöns aufgeklärt werden – eben was die Verordnung auch für Webseiten fordert. Das ist in der Realität weder persönlich noch per vorgeschalteter Bandansage möglich. Deswegen raten Experten dazu, am Telefon nur über das Nötigste aufzuklären und ansonsten auf die Website zu verweisen.

Unbeugsam und unbeirrt: Facebook & Co.

Allein Facebook und Google wollen sich der DSGVO nicht beugen. Während alle anderen den Kopf verlieren und sich nach allen Seiten abzusichern trachten, spürt Facebook gelassen Schlupflöcher auf, um weitere Daten abzugreifen. Dass ausgerechnet die Unternehmen, die am meisten Schindluder mit Nutzerdaten betreiben, sich nicht von der Verordnung beeindrucken lassen, ist wohl die absurdeste Folge der DSGVO. (tl)